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Chronisches Fatigue Syndrom (CFS) bei Autoimmunkrankheiten

"Fatigue" - ein krankhafter Erschöpfungszustand


Unter Fatigue versteht man eine zu den vorausgegangenen Anstrengungen unverhältnismäßige, sich durch Schlaf oder Ruhephasen nicht bessernde krankhafte Erschöpfung auf körperlicher, geistiger und oft auch emotionaler Ebene.

Eine chronische Erschöpfung kann viele Ursachen haben. Sie kann als Folge- oder Begleiterkrankung bei ganz unterschiedlichen Grunderkrankungen auftreten oder als eigenständige Erkrankung. Sie wird von den Betroffenen als außerordentlich belastend empfunden und schränkt die Lebensqualität erheblich ein.

Welche Ursachen gibt es und bei welchen Krankheitsbildern entstehen diese Erschöpfungszustände?

Viele Faktoren tragen zur Krankheitsentstehung bei. Chronische Fatigue kann durch unterschiedliche Organfunktionsstörungen bedingt sein. Auch greifen manche Therapien in Stoffwechselabläufe und hormonelle Regelkreisläufe ein und begünstigen so die Entstehung einer Fatigue. Ein wichtiger Faktor scheinen autoimmune Prozesse und Regulationsstörungen des vegetativen Nervensystems zu sein, zudem spielen chronische Entzündungsprozesse eine Rolle. Eine bereits vorbestehende körperliche Minderbelastbarkeit oder emotionale Belastungen, z.B durch eine Depression, können ebenfalls die Entstehung einer Fatigue begünstigen. Das sind alles nur Puzzleteile. Letztendlich ist die Pathogenese aber immer noch unklar.

Sehr oft sind Patient*innen mit Multipler Sklerose und anderen schweren neurologischen Erkrankungen betroffen. Es liegt jedoch nicht immer eine organische Grunderkrankung vor. Auch bei der Fibromyalgie, einer komplexen chronischen Schmerzerkrankung ohne fassbare strukturelle Ursache, findet sich in vielen Fällen eine begleitende Fatigue. Nicht zu vergessen sind die post-infektiösen Syndrome im Zusammenhang mit viralen oder bakteriellen Infektionen. Brandaktuell beobachten wir ein vergleichbares Phänomen beim sogenannten Long-Covid-Syndrom. Erste Zahlen belegen, dass ca. jeder 8. Patient nach überstandener Covid-Infektion neben unterschiedlichen organbezogenen Symptomen auch von einer Fatigue betroffen ist.

Eine Fatigue entwickelt sich auch häufig im Rahmen von Autoimmunerkrankungen wie beispielsweise dem Lupus erythematodes.


Natascha Scholtka: Miss Sunshine und der böse Wolf

Dr. med. Michaela Moosburner im Interview

Als die Autoimmunerkrankung systemischer Lupus erythematodes das Leben von Natascha Scholtka komplett auf den Kopf stellte, fing sie an, sich auf die Suche nach Heilung auf allen Ebenen zu begeben. Dabei ist ihr Buch "Miss Sunshine und der böse Wolf - Ich, der Lupus und das Glück" entstanden.

Für den Artikel zum Thema Fatigue stellte sich unsere Chefärztin Dr. med. Michaela Moosburner für ein Interview zur Verfügung.

Frau Dr. med. Moosburner, Was ist Fatigue eigentlich genau?

Chronische Fatigue bezeichnet eine andauernde und lähmende Erschöpfung, die sich durch Schlaf und körperliche Ruhe nicht ausreichend bessern lässt. Betroffen ist dabei nicht nur das körperliche Befinden sondern auch die mentale und emotionale Ebene. Neben einer allgemein reduzierten körperlichen Leistungsfähigkeit entwickelt sich oft eine ausgeprägter Belastungsintoleranz. Das bedeutet, dass auch nach scheinbar leichter körperlicher Aktivität am Folgetag eine massive Zunahme der Beschwerden zu beobachten ist. Begleitet wird die Fatigue häufig von einem bleiernem Gefühl mit Muskel- und Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Schwindel, Konzentrationsstörungen, einem sogenannten Brain Fog, also dem Gefühl nicht richtig denken zu können, zudem einem vermehrten Schlafbedürfnis, das sich nicht befriedigen lässt. Dazu kommen Regulationsstörungen des vegetativen Nervensystem wie beschleunigter Puls oder Blutdruckabfall beim Aufstehen. Es werden auch psychische Symptome wie Niedergeschlagenheit, Motivations- und Antriebsmangel, Traurigkeit und Angst berichtet. Das Beschwerdespektrum ist breit und individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt.

Nach meiner Erfahrung belastet die Chronische Fatigue mit all ihren Facetten die Betroffenen oft mehr als es die ursächliche Grunderkrankung tut. Sie schränkt die Lebensqualität deutlich ein und erschwert das gesellschaftliche, berufliche und auch das ganz persönliche Alltagsleben.

Welche Ursachen gibt es und bei welchen Krankheitsbildern entstehen diese Erschöpfungszustände?

Viele Faktoren tragen zur Krankheitsentstehung bei. Chronische Fatigue kann durch unterschiedliche Organfunktionsstörungen bedingt sein. Auch greifen manche Therapien in Stoffwechselabläufe und hormonelle Regelkreisläufe ein und begünstigen so die Entstehung einer Fatigue. Ein wichtiger Faktor scheinen autoimmune Prozesse und Regulationsstörungen des vegetativen Nervensystems zu sein, zudem spielen chronische Entzündungsprozesse eine Rolle. Eine bereits vorbestehende körperliche Minderbelastbarkeit oder emotionale Belastungen, z.B durch eine Depression, können ebenfalls die Entstehung einer Fatigue begünstigen. Das sind alles nur Puzzleteile. Letztendlich ist die Pathogenese aber immer noch unklar.

Bis zu 50% aller Tumorpatient*innen leiden Monate und Jahre nach Diagnose und Therapie noch an einer anhaltenden Erschöpfungssymptomatik. Eine Fatigue entwickelt sich auch häufig im Rahmen von Autoimmunerkrankungen wie beispielsweise dem Lupus erythematodes oder der Sarkoidose, aber auch dem klassischen Rheuma. Sehr oft sind Patienten mit Multipler Sklerose und anderen schweren neurologischen Erkrankungen betroffen. Es liegt jedoch nicht immer eine organische Grunderkrankung vor. Auch bei der Fibromyalgie, einer komplexen chronischen Schmerzerkrankung ohne fassbare strukturelle Ursache, findet sich in vielen Fällen eine begleitende Fatigue. Nicht zu vergessen sind die post-infektiösen Syndrome im Zusammenhang mit viralen oder bakteriellen Infektionen. Brandaktuell beobachten wir ein vergleichbares Phänomen beim sogenannten Long-Covid-Syndrom. Erste Zahlen belegen, dass ca. jeder 8. Patient nach überstandener Covid-Infektion neben unterschiedlichen organbezogenen Symptomen auch von einer Fatigue betroffen ist.

Gibt es eine Erklärung, warum das Auftreten so individuell und unregelmäßig ist?

Wie schon gesagt, die Ursache ist multifaktoriell. Auslöser sind höchst unterschiedliche Erkrankungen. Zudem spielen vorhandene Begleiterkrankungen sowie die individuelle körperliche und psychische Konstitution der Betroffenen eine Rolle. Aber auch weitere Faktoren wie eine erbliche Veranlagung sowie verhaltens- und umweltbedingte Begleitumstände haben Einfluss auf die Ausprägung und den Verlauf der Erkrankung.

Gibt es gute Behandlungsmöglichkeiten und was kann ich tun, wenn ich selbst betroffen bin?

Eine kausale Therapie ist bisher nicht bekannt. Ziel ist eine Linderung der Symptome. Wichtig sind Maßnahmen zur Stressreduktion und Entspannung, die Stärkung von persönlichen Ressourcen und das Erlernen eines adäquaten Copings, sprich wirksamer Bewältigungsstrategien. Gerade Menschen mit chronischer Fatigue müssen ihre Grenzen kennen und mit ihren Energiereserven achtsam umgehen, Stichwort Pacing. Das bedeutet, sich körperlich, kognitiv und emotional nicht zu überfordern, im Gegenzug Aktivität aber auch nicht vollständig zu vermeiden. Das ist eine schwierige Gratwanderung.

Im Krankenhaus für Naturheilweisen behandeln wir Patient*innen mit chronischer Fatigue multimodal. Dabei kommen, neben einer evidenzbasierten schulmedizinischen Therapie der Grund- und Begleiterkrankungen, unterschiedliche bewährte naturheilkundliche Maßnahmen zum Einsatz. Wir erstellen für jede Patient*in, entsprechend der Symptome und der vorhandenen individuellen Ressourcen, ein integratives Therapiekonzept. Ein zentraler Bestandteil ist dabei die moderate Ganzkörperhyperthermie. Diese passive Fiebertherapie hat eine intensiv regulierende Wirkung auf das vegetative Nervensystem und das Immunsystem. Zudem wird die Schmerzwahrnehmung beeinflusst, was häufig zu einer deutlichen Besserung der Muskel- und Gelenkschmerzen führt. Hilfreich können auch vitalitätssteigernde Heilpflanzen wie Ginseng oder Rosenwurz sein. Auch die hochdosierte Gabe von Vitamin C intravenös hat sich bewährt. Wichtig ist eine fein abgestimmte Mischung aus körperlicher Belastung und Entspannungs- und Atemtherapie. Auch durch unterschiedliche physiotherapeutische Behandlungen wie beispielsweise Fußreflexzonentherapie, Osteopathie oder Kneippsche Anwendungen kann man regulierend auf Körperfunktionen Einfluss nehmen. Unterstützend wirken rhythmische Einreibungen mit Aromaölen oder Fußbäder mit anregenden Pflanzenextrakten.

Es gibt nicht „die eine Therapie“, die jeder Betroffenen hilft. Durch eine Kombination unterschiedlicher Maßnahmen lässt sich aber bei vielen Erkrankten eine deutliche Verbesserung der Symptome erreichen.

Literaturverzeichnis

  1. Interview mit Chefärztin Dr. med. Michaela Moosburner in: Scholtka, Natascha: Miss Sunshine und der böse Wolf, S. 102-105

Natascha Scholtka: Miss Sunshine und der böse Wolf

Klappentext

Als die Autoimmunerkrankung systemischer Lupus erythematodes mein Leben komplett auf den Kopf stellte, fing ich an, mich auf die Suche nach Heilung auf allen Ebenen zu begeben. Dabei ist dieses Buch entstanden. Vollgepackt mit Wissen, Offenheit, Erfahrungen, Interviews, veganen, glutenfreien Rezepten, Yogaübungen, ganz viel Liebe u. v.m. Für Menschen mit einer Autoimmunerkrankung, Angehörige, Mitarbeiter: innen des medizinischen Bereichs und für Menschen, die auf der Suche nach sich selbst, dem Glück und einem achtsamen Leben sind.

"Ich freue mich, wenn du ein kleines Stückchen deines
Weges mit mir gehst und das Lesen dieses Buches
dir das Gefühl einer innigen Umarmung vermittelt."