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KfN - Seitenblicke

2014 verordneten rund 60.000 Ärzte in Deutschland regelmäßig homöopathische und anthroposophische Arzneimittel.1

Seit den, zum Teil sehr aggressiv geführten öffentlichen Diskussionen um die Wirksamkeit der Homöopathie, gibt es immer wieder Bestrebungen, die Homöopathie aus den Weiterbildungsordnungen für Ärzte zu streichen. Im Oktober 2021 wird auf dem Bayerischen Landesärztetag über die Zukunft der Homöopathie in Bayern entschieden.

Aus diesem Grund möchte das Krankenhaus für Naturheilweisen München in diesem offenen Brief für den Erhalt der Zusatzbezeichnung Homöopathie in Bayern werben.

Integrative Medizin der Zukunft – nur mit Homöopathie denkbar

Die Geschichte des Krankenhauses für Naturheilweisen (KfN) in München ist fast genauso alt wie die Geschichte der klassischen Homöopathie nach Samuel Hahnemann, der von 1755 bis 1843 lebte. Die erste Auflage des “Organon der Heilkunst“, Hahnemanns Grundlagenwerk zur Homöopathie, erschien 1810 in Dresden. Die Homöopathie fand in atemberaubender Geschwindigkeit nahezu weltweit zahllose Anhänger, vielleicht auch, weil die damalige Schulmedizin - in Europa vor allem aus den ausleitenden Verfahren (z.B. Aderlass und abführenden Maßnahmen) bestehend - den Patienten häufig mehr Schaden als Nutzen brachte. Das KfN wurde 1859 von Prof. Dr. Josef Buchner, Hausarzt am Hof von König Max II. von Bayern, im Sinne der damals aufstrebenden Homöopathie als homöopathisches Spital in der heutigen Königinstraße in München errichtet. Zweck war „die unentgeltliche Behandlung armer Dienstboten, Familienmitglieder und Arbeiter, doch werden auch zahlende Kranke aufgenommen.“ Dank einer Spende von Fürstin Julie zu Oettingen-Wallerstein über 51000 Goldmark wurde das KfN 1883 in der heutigen Paul-Heyse-Straße in München als Hahnemann-Haus neu errichtet. Seitdem unterliegt das KfN einer gemeinnützigen Stiftung. Seit 1968 besteht es in der heutigen Form in München-Harlaching, der Stiftungsauftrag „Medizin für Jedermann“ ist weiterhin oberstes Gebot.

Heute werden Naturheilkunde oder Homöopathie nicht mehr als “Alternativmedizin“ verstanden, also als alternative Behandlung anstelle von Schulmedizin. In modernen komplementären Therapiekonzepten ergänzen diese traditionellen Heilmethoden vielmehr die schulmedizinische Behandlung. Diese ermöglichen es dem Arzt – natürlich immer in enger Absprache mit dem Patienten und je nach Schwere und Akuität der Erkrankung - das Beste aus verschiedenen Behandlungsansätzen zum Wohle des Patienten zu “integrieren“. Das Krankenhaus für Naturheilweisen hat sich so zum größten Zentrum für Integrative Medizin in Deutschland entwickelt und verfügt über 110 Betten.

Die Basis des KfN ist dabei natürlich die evidenzbasierte Schulmedizin. Das KfN ist eine Fachklinik für Innere Medizin, über IVENA auch an der Notfallversorgung internistischer Patienten beteiligt und kooperiert seit vielen Jahren mit dem unmittelbar benachbarten Klinikum München Harlaching.

Eine erfolgreiche integrative Medizin ist aber nur dann möglich, wenn der Therapeut den Verlauf der zu behandelnden Erkrankungen bestmöglich abschätzen und stets die Notwendigkeit und Erfolgsaussichten der unterschiedlichen Behandlungsoptionen im Verlauf der Erkrankung gegeneinander abwägen kann und diese im besten Falle sinnvoll kombiniert, um synergistische Effekte zu nutzen. Genauso wie z.B. bei den klassischen Naturheilverfahren oder der Akupunktur ist es daher entscheidend, dass der Behandler über eine schulmedizinische Ausbildung verfügt. Darüber hinaus bietet der Landesverband Bayern im Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte e.V. allen Ärzt*innen eine solide, curriculare und vor allem praxisorientierte Weiterbildung in klassischer Homöopathie. Sollte die Homöopathie aus der Weiterbildungsordnung ausgeschlossen werden, dann wird sicher nicht die Homöopathie als Behandlungsoption verschwinden, dafür ist sie längst viel zu fest im Bewusstsein der Bevölkerung verankert. Aber sie wird wieder mehr zu einer alternativen Medizin werden, praktiziert von Nichtmedizinern, die mangels ärztlicher Ausbildung nicht immer zum Wohle des Patienten entscheiden können.

Daher ist es für die allseits geforderte und gewünschte Integrative Medizin der Zukunft elementar wichtig, dass die Zusatzbezeichnung Homöopathie in der Weiterbildungsordnung für Ärzte in Bayern erhalten bleibt.