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Wickel und Auflagen - Kohl- und Quarkwickel

Wickel und Auflagen zählen zu den ältesten bewährten Heilmethoden der Naturheilkunde.1

Ein Wickel bezeichnet eine (straffe) Einwickelung eines Körperteils, während eine Auflage eine örtliche Verabreichung einer Substanz bedeutet.3,5 Diese beiden äußeren Anwendungen sind fester Bestandteil der Hydro-Thermotherapie, einer der fünf Säulen der Naturheilkunde nach Sebastian Kneipp: Hydro-Thermotherapie, Bewegungstherapie, Ordnungstherapie, Ernährungstherapie und Phytotherapie.

Man unterscheidet bei der Hydro-Thermotherapie zwischen feucht-heißen (häufigste Anwendung im Bereich der Naturheilkunde) und feucht-kalten Auflagen.1Letztere, auch den Kaltanwendungen zuzuordnen, wollen wir Ihnen hier am Beispiel der Kohl- und Quarkwickel vorstellen. Wir wenden sie im Krankenhaus für Naturheilweisen regelmäßig im Rahmen des naturheilkundlichen Behandlungskonzeptes bei unseren Patienten an.

Wickel sind milde hydrotherapeutische Reize, wobei hier Liegedauer, Umfang und Temperatur die Reizwirkung bestimmen.1,5 Im Sinne einer „Reiz- Reaktions- Regulationstherapie“ kann es zu einer segmentalen, vegetativen und konsensuellen Wirkung kommen.5

Bei kalten Wickeln, ca. 20°C unter der Körpertemperatur, kann es zu einer Gefäßverengung sowie Steigerung der Herz- und Atemfrequenz, zu einem Blutdruckanstieg und zu einer Stoffwechselanregung kommen. Mäßige Kältereize bis max. 10°C unter der Körpertemperatur wirken abschwellend und auch fiebersenkend. Kurze Kältereize wiederum erzeugen reaktiv eine körpereigene Wärme wie z.B. bei den Halswickeln. Davon abzugrenzen sind lange Kältereize, die gefäßverengend und schmerzlindernd bei Verletzungen wirken.3,4 Es ist zu beachten, dass Patienten vor der Kaltanwendung gut durchgewärmt sein müssen, kalte Füße sollten mit der Wärmeflasche oder einem Fußbad vorher erwärmt werden.1

Außerdem werden Patienten hinsichtlich der Wiedererwärmung angeleitet und nach den allgemeinen Richtlinien zur Durchführung von Wickeln vor der ersten Anwendung ausführlich informiert, damit im gemeinsamen Konsens das vereinbarte Ziel erreicht wird.1

Im Rahmen der Behandlung mit Wickeln und Auflagen hat die direkte Zuwendung bzw. Hinwendung des Pflegenden mit dem Patienten einen positiven Effekt auf den Linderungsprozess.1,4

Kohlwickel

Die Kohlpflanze galt bereits im Altertum als Universalheilmittel, sie gehört zur Gattung der Kreuzblütler mit über 30 verschiedenen Arten.

Bereits die Römer entdeckten den Kohl u.a. zur Wundbehandlung mit abgekochten Kohlblättern. Auch bei Hildegard von Bingen findet man Beschreibungen über Kohlwickel in ihrer Heilkunst.1

Die wichtigsten Inhaltsstoffe der Kohlblätter sind Mineralien, Spurenelemente, Schwefel, Vitamine, Zucker, Stärke, Zellulose, Bitterstoffe, Senföl, Glykoside, organische Säuren und Flavonoide. Eine Kohlauflage wirkt schmerzlindernd und durch Flavonoide sowie durch Glucosinolate entzündungshemmend.1

Frau Barbara K. Prinz / Pflegedirektorin des Krankenhauses für Naturheilweisen berichtet in ihrem Buch: „Kompendium der naturheilkundlichen Pflege“, dass in einer von einer Carstens-Stiftung der Kliniken Essen Mitte durchgeführten Studie eine Kohlauflage genauso gut abschnitt wie ein Diclofenac-haltiges Schmerzmittel, sodass 75% der behandelten Patienten diese natürliche und kostengünstige Behandlungsform ihren Verwandten weiterempfehlen würden. Angewendet werden Kohlwickel bei akuten rheumatischen Beschwerden jeder Art und Gelenkschmerzen mit Überwärmung z.B. bei aktivierter Arthrose, aber auch im Rahmen einer Gicht.1

Allerdings muss bei akuten Beschwerden z.B. einer akuten Arthritis, als eine Form der plötzlichen Gelenkentzündung, immer ein Arzt konsultiert werden, da sich dahinter auch einmal eine andere Erkrankung z.B. eine bakterielle Gelenkentzündung oder eine Wundrose (Erysipel) im Sinne einer bakteriellen Infektion ohne sichtbar Eintrittspforte verbergen kann. 

Weitere Indikationen für die Anwendung einer Kohlauflage sind z.B. Bronchitis, Hals- und Schilddrüsenentzündungen, Ohrenschmerzen, oberflächliche Venenentzündungen, aber auch Insektenstiche.1

Die Wickel können 1 bis 12 Stunden auf der zu behandelnden Region verbleiben, also möglichst lange am besten über Nacht, Nebenwirkungen sind grundsätzlich keine zu erwarten.1

Falls Sie den Wickel zu Hause durchführen möchten, erhalten Sie hier eine kleine Anleitung, wobei dies grundsätzlich in Rücksprache mit Ihrem Hausarzt erfolgen sollte. Sie brauchen hierzu einen Weißkohl aus biologisch-dynamischem Anbau, ein Messer, einen Roller, möglichst aus Kunststoff, bei einem Holzroller Frischhaltefolie, um diese zwischen Roller und Kohl zu platzieren (damit die ätherischen Öle, die beim Quetschen frei werden, nicht vom Holz absorbiert werden) und 3 Tücher: ein Auflagetuch, ein Außentuch bzw. eine elastische Binde und ein Innentuch.1

Durchführung von Kohlwickeln

Die Mittelrippen werden aus dem Kohlberg geschnitten, anschließend quetscht man die Blätter mit dem Roller. Die gequetschten Blätter werden dann dachziegelartig auf die betroffenen Körperstellen aufgelegt. Im Anschluss befestigt man die Kohlblätter mit einem Auflagen- und Mitteltuch. Mit einem Außentuch bzw. einer elastischen Binde werden sie schließlich umwickelt und so fixiert.1

Quarkauflagen

Die Quarkauflage ist auch eine altbewährte naturheilkundliche Behandlungsmethode. 

Bei akuten Entzündungen gilt das Gleiche wie bei den Kohlwickeln: Wie bereits erwähnt, sollte zur Beurteilung einer akuten Entzündung sollte grundsätzlich ein Arzt hinzugezogen werden.

Quarkauflagen wirken kühlend, entzündungshemmend, abschwellend, stoffwechselanregend und entgiftend.

Anwendungsgebiete sind kleine Venen-, Gelenk- und Sehnenscheidenentzündungen, Verstauchungen, Prellungen, Blutergüsse, Brustentzündungen und Kopfschmerzen.

Bei akuten Entzündungen soll die Auflage nach ca. 20 Minuten abgenommen werden, ansonsten so lange auf der zu behandelnden Region verbleiben bis sich der Wickel warm anfühlt, dies kann mehrmals täglich ohne Pause erfolgen.1

Bei Verletzungen darf auch gekühlter Quark verwendet werden:

Im Krankenhaus für Naturheilweisen verwenden wir hauptsächlich auf Zimmertemperatur temperierten Quark, d.h. wir setzen einen mäßigen Kältereiz. Bei Verletzungen kann der Quark zu Behandlung mit einem kalten Wickel aus dem Kühlschrank genommen werden. Bei Zimmertemperatur lässt man den Quark in einer Schüssel für eine viertel bis halbe Stunde stehen, so erreicht er die bestmögliche Temperatur für diese Anwendung.

Durchführung von Quarkauflagen

Falls Sie die Quarkauflagen nun selbst zu Hause in Rücksprache mit Ihrem Hausarzt durchführen möchten, finden Sie hier folgende Anleitung:

Als Material brauchen Sie Quark, Spatel, Messer, wiederum ein dünnes Innentuch oder eine Frischhaltefolie, ein Mitteltuch und ein Außentuch oder eine Binde oder einen Schlauchverband sowie ein Handtuch als Bett- und Kleiderschutz.1

Der Quark wird ca. 1 cm dick auf das Innentuch aufgestrichen. Um die Ränder über den Quark schlagen zu können muss ringsum genügend Stoff frei bleiben. Die Quarkauflage wird dann auf die Haut gelegt, dann sogleich das Mitteltuch darüber angelegt ggf. eine Lage Zellstoff und schließlich mit dem Außentuch oder einer Binde befestigt.1

Wir wünschen viel Erfolg bei der Anwendung!


Literaturverzeichnis

  1. Barbar K. Prinz, Pflegedirektorin Krankenhauses für Naturheilweisen, „Kompendium der naturheilkundlichen Pflege“, 05/ 2016
  2. Regina Mayer, Stationsleitung, Pflege und Wickel, 07/ 2016
  3. Beate Kirley, Ganzheitsmedizin Swiss Journal of Integrative Medicine, 2016
  4. ZQP-Übersicht Komplementäre Pflege, 02/ 2018
  5. Eberhard Vogler, Benno Brinkhaus: Kursbuch Naturheilverfahren für die ärztliche Weiterbildung 2. Auflage 2017