Zum Hauptinhalt springen

Interessantes aus der Wissenschaft - Post-Covid-Syndrom - Beobachtungsstudie - Studiendesign

Im Folgenden möchten wir Ihnen unsere geplante Beobachtungsstudie zum Thema Post-Covid-Syndrom vorstellen. Auf übersichtliche Art und Weise soll das Studiendesign hier kompakt zusammengefasst werden. Da wir uns derzeit noch in der Planungsphase befinden, kann es natürlich im weiteren Verlauf noch zu Abweichungen kommen.

Fragestellung

Wirksamkeit einer naturheilkundlichen Komplexbehandlung bei Post-Covid-Syndrom in einem Beobachtungszeitraum von 12 Monaten nach Abschluss der naturheilkundlichen Komplexbehandlung im KfN

Patientenrekrutierung: 200-300 Post-Covid-Patient*innen innerhalb von 24 Monaten

Nachbeobachtungszeitraum: jeweils 12 Monate

Gesamtstudiendauer: insgesamt 3 Jahre, bis zum Abschluss der letzten Nachbeobachtung

    Begründung

    Die Pathophysiologie des Long-Covid-Syndroms ist noch ungeklärt, dementsprechend gibt es noch keine kausalen schulmedizinischen Therapieansätze. Die Empfehlungen der S1-Leitlinie Post-Covid/Long-Covid, publiziert bei AWMF online, Stand 12.07.2021, enthalten für die Betroffenen nur wenige grundsätzliche supportive Empfehlungen. Völlig unbeachtet bleiben aber die Möglichkeiten einer komplementärmedizinischen Behandlung. Unsere bisherigen Erfahrungen im KfN haben uns gezeigt, dass es durchaus möglich ist, bei dem Post-Covid-Syndrom durch eine naturheilkundliche Komplexbehandlung eine signifikante und relevante Verbesserung der Symptomatik zu erzielen. Ähnliche Erfahrungen haben wir auch bei CFS/ME gemacht, wobei diese Erkrankung dem Post-Covid-Syndrom in Ursache und Erscheinung sowie in den quasi fehlenden schulmedizinischen Behandlungsoptionen sehr ähnlich ist. Nach ICD ist die naturheilkundliche Komplexbehandlung folgendermaßen definiert:

    8-975.2: Naturheilkundliche Komplexbehandlung
     

    • Behandlung von mindestens 120 Therapieminuten pro Tag durch ein klinisch-naturheilkundliches Team unter Leitung eines Facharztes mit der Zusatzbezeichnung Naturheilverfahren und mit mindestens dreijähriger Erfahrung im Bereich der klassischen Naturheilverfahren
    • Dem Team müssen neben Ärzten und fachkundigem Pflegepersonal mit mindestens halbjähriger naturheilkundlicher Erfahrung mindestens drei der folgenden Berufsgruppen angehören: Physiotherapeuten/ Krankengymnasten/Masseure/Medizinische Bademeister/Sportlehrer, Ergotherapeuten, Psychologen, Ökotrophologen/Diätassistenten, Kunsttherapeuten/Musiktherapeuten
    • Erstellung eines spezifisch-naturheilkundlichen diagnostischen und therapeutischen Konzeptes zu Beginn der Behandlung
    • Mindestens zweimal wöchentlich Teambesprechung unter Einbeziehung somatischer, ordnungstherapeutischer und sozialer Aspekte mit patientenbezogener Dokumentation der bisherigen Behandlungsergebnisse und der weiteren Behandlungsziele
    • Naturheilkundliche erweiterte Pflege durch fachkundiges Pflegepersonal
    • Einsatz von mindestens 5 der folgenden 8 Therapiebereiche: Ernährungstherapie, Hydrotherapie/Thermotherapie, andere physikalische Verfahren, Phytotherapie, Ordnungstherapie, Bewegungstherapie, ausleitende Verfahren oder ein zusätzliches Verfahren (manuelle Therapie, Akupunktur/Chinesische Medizin, Homöopathie, Neuraltherapie, künstlerische Therapie (Kunst- und Musiktherapie))

    Effekt einer naturheilkundlichen Komplexbehandlung beim Post-Covid-Syndrom

    Das Post-Covid-Syndrom kann ganz unterschiedliche Symptomenkonstellationen hervorrufen und betrifft Patient*innen aller Altersstufen mit sehr unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen, z.B. Vorerkrankungen. Daher liegt es auf der Hand, dass jeweils ein individueller Behandlungsplan erstellt werden muss, der im weiteren Verlauf ggf. an einen veränderten Gesundheitszustand des Patient*innen angepasst werden muss. Die Behandlung ist auch nicht mit einem stationären Aufenthalt abgeschlossen, sondern es geht zu einem ganz erheblichen Teil auch darum, dass die Patient*innen auf vielen Ebenen versuchen, im KfN Gelerntes im Alltag langfristig aktiv umzusetzen oder die eine oder andere, individuell als besonders hilfreich empfundene, passive Behandlung ambulant fortführen.

    Ein wesentliches Prinzip der Komplementärmedizin ist es, synergistische Effekte der verschiedenen eingesetzten therapeutischer Bausteine zu nutzen. Das heißt, dass davon auszugehen ist, dass der Gesamteffekt eines individuell passend zusammengestellten komplementärmedizinischen Behandlungsplans signifikant größer ist, als die Summe der Einzeleffekte der einzelnen Therapiebausteine. Daher ist es besonders interessant, den Effekt einer naturheilkundlichen Komplexbehandlung beim Post-Covid-Syndrom zu evaluieren. Es liegt dann aber auch in der Natur der Sache, dass die Behandlungspläne der eingeschlossenen Patient*innen je nach Symptomatik und Vorerkrankungen variieren müssen, um das bestmögliche Behandlungsergebnis für jeden einzelnen Patient*in zu erzielen. Natürlich sind die beim Post-Covid-Syndrom sinnvollen Behandlungsoptionen, die wir im KfN anbieten können, nicht unüberschaubar, so dass sich die individuellen Therapiekonzepte in der Mehrheit der einzelnen Bausteine nicht unterscheiden werden. Über die hoffentlich große Zahl eingeschlossener Patient*innen werden auch aussagekräftige Subgruppenanalysen möglich sein, z.B. ein Vergleich des Effekts mit und ohne moderate Ganzkörperhyperthermie. Mögliche komplementärmedizinische Behandlungsansätze bei Post-Covid-Syndrom wurden bereits in der ersten Ausgabe dieses KfN-Newsletters ausführlich beschrieben.

    Ebenso ist es erforderlich, genau zu erfassen, welche therapeutischen Ansätze die einzelnen Patient*innen im Nachbeobachtungszeitraum in welcher Intensität verfolgt und ob andere mögliche Einflussfaktoren auf die Symptomatik eine Rolle spielen könnten.

    Einschlusskriterien

    Volljährige Patient*innen mit Post-Covid-Syndrom, d.h. mit:

    1. Symptomen, die aus der akuten COVID-19-Phase oder deren Behandlung fortbestehen (> 12 Wochen nach nachgewiesener Covid-19-Infektion) oder
    2. Symptomen, die zu einer neuen gesundheitlichen Einschränkung geführt haben (> 12 Wochen nach nachgewiesener Covid-19-Infektion)
    3. neuen Symptomen, die nach dem Ende der akuten Phase aufgetreten sind, aber als Folge der COVID-19 Erkrankung verstanden werden (> 12 Wochen nach nachgewiesener Covid-19-Infektion)
    4. Verschlechterung einer vorbestehenden Grunderkrankung (> 12 Wochen nach nachgewiesener Covid-19-Infektion).

    Die zur naturheilkundlichen Komplexbehandlung bei Post-Covid-Syndrom in das Krankenhaus für Naturheilweisen eingewiesen werden, diese dann auch durchlaufen und mit einer Teilnahme an der Beobachtungsstudie einverstanden sind

    Die durchlaufene Covid-19 Infektion muss mit einer positiven PCR dokumentiert sein

    Ausschlusskriterien

    Bei Einschluss vorliegende oder im Beobachtungszeitraum auftretende weitere Erkrankungen, die den Allgemeinzustand mutmaßlich signifikant und nicht nur kurzzeitig kompromittieren oder mit hoher Wahrscheinlichkeit im Beobachtungszeitraum signifikant und nicht nur kurzzeitig kompromittieren werden


    Primärer Zielparameter - Numerische Rating Skala

    Eigens kreierter Fragebogen:

    Die sehr häufigen, häufigen und seltenen Symptome von Post-Covid werden auf einer Numerischen Rating Skala (NRS) von 0 (gar nicht) bis 10 (maximal) abgefragt bzgl. der Intensität ihres Auftretens in den letzten sieben Tagen.

    Zur Auflistung der sehr häufigen, häufigen und seltenen Symptome bei Long-/Post-Covid-Syndrom, siehe Abb. 1.

    Es handelt sich um 26 Symptome, damit ergeben sich maximal 260 Punkte. Die Patienten füllen den Fragebogen zu Beginn der naturheilkundlichen Komplexbehandlung, vier Wochen, drei Monate, sechs Monate und zwölf Monate nach Behandlungsende aus. Damit ist sowohl ein inter- als auch ein intraindividueller Vergleich möglich. Zudem können Subgruppenanalysen durchgeführt werden.


    Sekundäre Zielparameter - Fatigue Severity Scale

    Fatigue Severity Scale (FSS, deutsche Version):

    Da die Fatigue-Symptomatik in der Regel das führende Symptom bei Post-Covid-Syndromen darstellt, wird gezielt zu diesem Symptom o.g. Fragebogen zu den gleichen Zeitpunkten abgefragt, wie der eigens kreierte Fragebogen. Er beinhaltet sieben Fragen zum Thema Fatigue mit einer NRS von 0 (gar nicht) bis sieben (maximal) bzgl. der Intensität der abgefragten Untersymptomen der Fatigue innerhalb der letzten sieben Tage (siehe Abb 2).